Leipzig braucht keine "Love Parade" - wir haben den Honky Tonk Blues!

 

Für weit mehr als bloßen Ersatz sorgten Karen Carroll aus Chicago.

Die schwergewichtige Bluesdiva bestritt praktisch ein Heimspiel. Sie gastierte schon mehrmals in Leipzig,

unter anderem bei Gospel-Galas. Ihre Fans hatten sicher schon ihren ersten Auftritt im "Spizz" gesehen

der Jubel jedenfalls kannte keine Grenzen, schon beim ersten Song rekrutierte sie mit aufmunternden Gesten

einen tausendköpfigen gemischten Blues-Summit-Chor. "The Blues Is Alright" wurde mit Inbrunst intoniert und heftig gefühlt.

Sich dem Charisma dieser Stimme zu entziehen, ist schlicht unmöglich.

Keine leichte Aufgabe danach für die Lokalmatadoren der "Feelmen"-Bigband.

Blueskneipier Tonelli hatte einfach seine Stammgäste zusammengetrommelt und

ein All-Star-Ensemble der Leipziger Szene auf die Bühne gebracht.

Zelebriert wurde ein souliges Motown-Revival voller Frische und Spielfreude.

Eine Menge Spaß war zu spüren, erotisches Knistern aus dem Backgroundchor, viel Feeling und handwerkliches Können.

Ein bißchen freilich auch, daß L.E. eben nicht Chicago oder Detroit ist.

Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch, und als sich die "Feelmen" in die "Blues Brothers" verwandelten,

gab's kein Halten mehr.

Es war ein Swingen und ein Grooven, ein Honken und ein Tonken.

Am Ende ein beschwingter Nachhauseweg und die Gewißheit:

Leipzig braucht keine "Love Parade" - wir haben den Honky Tonk Blues!

 

Peter Matzke, LVZ vom 23.05.1998

 

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